Lärm durch die Niddertalbahn
Grüne setzen auf leisere Züge durch Neuausschreibung
Schöneck. Nachdem im März die Schönecker Grünen in einem gemeinsamen Antrag mit der SPD den Gemeindevorstand beauftragt hatten, weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Lärm- Emissionen durch die Niddertalbahn zu prüfen, fand nun auf Einladung von Bürgermeister Stüve ein Informationstreffen mit Vertretern der Fraktionen und der beteiligten Verkehrsunternehmen statt. Die Grünen hätten es begrüßt, wenn auch die Bürgerinitiative „Umweltschutz Niddertalbahn“ zu dem Treffen geladen worden wäre, um ihre Standpunkte zu vertreten und sich über andere Standpunkte zu informieren.
Die Vorgabe von Lärm-Grenzwerten bei der Neuausschreibung der Strecke fand als einzige Maßnahme die ungeteilte Zustimmung der Teilnehmer - auch der Grünen. Leider hat eine solche Ausschreibung, wie sie sich derzeit in Vorbereitung durch den RMV befindet, nach Angabe der Spezialisten eine Vorlaufzeit von mehreren Jahren. Die Grünen mahnten eine verbindlichere Terminaussage an und werden sich dafür einsetzen, dass wirksame Grenzwerte festgesetzt werden. Danach könnten die 30 bis 40 Jahre alten, lärmenden Loks der Deutschen Bahn in den wohlverdienten Ruhestand geschickt werden.
Die Grünen bedauern, dass sich die weiteren vorgeschlagenen Maßnahmen als nicht wirksam erwiesen, negative Nebeneffekte hätten oder sich als operativ nicht umsetzbar darstellten.
So war vorgeschlagen worden, die Lärmemissionen in den Ortslagen dadurch zu reduzieren, dass die Lokomotiven beim Anfahren weniger stark beschleunigen. Im Ergebnis habe dies aber nachweisbar keinerlei Auswirkungen auf den emittierten Lärm, weshalb sich die Untersuchung möglicher Auswirkungen auf Fahrzeiten und Vertaktung erübrigte.
Durch den Einsatz von Triebwagen anstatt von Dieselloks mit Doppelstockwaggons von Freitagabend bis Sonntagabend waren seit September 2008 erste Lärmreduzierungen erzielt worden. Dies geschah allerdings zu Lasten der Transportkapazitäten für Fahrräder und zu Lasten von Behinderten,  für die der Einstieg in die Triebwagen ein unüberwindbares Hindernis bedeutet. Daher verkehren seit Mai 2009 an Sonn- und Feiertagen 8 von 26 Zügen wieder mit Loks und Doppelstockwaggons - ein Zugeständnis an Freizeitradler und Rollstuhlfahrer.
Als logistisch unmöglich erwies sich der vorgeschlagene Einsatz von Triebwagen in den Abendstunden. Die Triebwagen müssten von anderen Strecken abgezogen und auf die Niddertalbahn überführt werden. Ebenso kann auf das Hupen vor unbeschrankten Bahnübergängen aus Sicherheitsgründen leider nicht verzichtet werden.
Nach Auffassung der Grünen ist ein attraktives Gesamtangebot im Nahverkehr Grundvoraussetzung für eine zukunftsfähige Verkehrsgestaltung. Dazu gehörten Angebote für Beruf und Freizeit, in Kern- wie auch in Randzeiten. Dazu gehörten auch Barrierefreiheit und geringe Lärm- und Schadstoffemissionen. Mit der Streckenmodernisierung der Niddertalbahn sei ein erster Schritt in die richtige Richtung getan worden, als nächster Schritt stehe nun die Erneuerung des Zugmaterials an. Es könnten aber leider nicht auf einen Schlag alle Versäumnisse der Vergangenheit, in der die Niddertalbahn ein Schattendasein fristete, korrigiert werden. Die Grünen erinnern dabei an die Kürzung der Regionalisierungsmittel durch die schwarz-rote Bundesregierung im Jahr 2006, durch die weniger Mittel für Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr zur Verfügung stünden. Weiter kritisieren die Grünen, dass im Konjunkturpaket der Bundesregierung die Mittel für die Abwrackprämie sinnvoller in den ÖPNV investiert worden wären.
Aus Sicht der Grünen haben Anwohner, Behinderte und Fahrgäste berechtigte Forderungen an die Niddertalbahn. Insbesondere bei der Bewertung des Einsatzes von Triebwagen und der Gewichtung der Interessen der verschiedenen Interessensgruppen gebe es aber auch innerhalb der Fraktion der Grünen unterschiedliche Auffassungen, informiert der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Seifried. Schon deshalb werde die Fraktion alle Anstrengungen unternehmen, dass die Ausschreibung zu einem Erfolg für alle Beteiligten werde.
In dem Zusammenhang danken die Grünen auch der Bürgerinitiative, die durch ihr Engagement auf die Problematik aufmerksam gemacht habe und deren Verdienst es sei, dass  bei der Neuausschreibung strenge Maßstäbe angesetzt werden sollen.