Dichtung und Wahrheit: die Argumente der Gegner


Dichtung
Wahrheit
Richtig sei "dass jedem Bürger durch das EEG im Jahr 260 Euro über die Stromrechnung an Kaufkraft entzogen" würden.
(CDU in einem Flyer vom Juni 2010 unter dem Titel "Die 10 häufigsten Missverständnisse zum Thema Windkraft in Schöneck")
Kosten des EEG: Richtig ist, dass die EEG-Umlage im Jahr 2010 pro kWh Strom 2,047 Ct + MWSt. beträgt und über die Stromrechnung abgerechnet wird. Stimmte die Behauptung der CDU, würde der Durchschnittsbürger pro Jahr über 10.000 kWh Strom verbrauchen und 2.400 Euro dafür bezahlen. Das ist absurd. Zur Berechnung und zur Auseinandersetzung mit weiteren "Missverständnissen" der CDU hier ...
"Dabei ist auch der Gedanke, die Windräder trügen etwas zum Klimaschutz bei, ein Trugschluss. Aufgrund des EU- weiten Emissionshandels ist die Obergrenze der CO2- Belastung festgelegt und führt statt zu einer Reduktion nur zu regionalen Verschiebungen."
(CDU in der FNP vom 16.04.2010)
Emissionshandel und Erneuerbare Energien Gesetz (EEG): Zwar ist der Emissionshandel das wohl theoretisch beste Modell zur Bekämpfung des Klimawandels. In der Praxis hat es bislang jedoch versagt. Die Staatengemeinschaft schafft es eben nicht, sich auf verbindliche und ambitionierte CO2- Mengen festzulegen (siehe Klimagipfel in Kopenhagen). Die ausgegebenen Emissions-Zertifikate wurden bislang verschenkt, ihr "Wert" aber von den Energieversorgern in die Preise einkalkuliert, was zu Gewinnmitnahme-Effekten bei den Versorgern führte. Das System hat sich zudem an mehreren Stellen als betrugsanfällig erwiesen.
In Windkraftanlagen hingegen wird auf Basis des EEGs investiert. Das EEG verpflichtet die Netzbetreiber, Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu festgelegten Preisen vorrangig in das Netz einzuspeisen. Das EEG ist damit DAS Instrument der Praxis, das tatsächlich konventionellen Strom durch regenerativen ersetzt. In Deutschland hat es bis 2009 zu einem für kaum möglich gehaltenen Anteil von 16 Prozent Ökostrom am Strommix geführt. Das deutsche EEG wurde als Erfolgsmodell von vielen Ländern kopiert.
"Hat man doch .. aus rein ideologischen Gründen die Landschaft für einen lächerlich geringen Beitrag für die Wegenutzung und zweifelhafte Gewerbesteuereinnahmen am Sankt Nimmerleinstag an einen privaten Betreiber im Münsterland geopfert."
(CDU in der FNP vom 16.04.2010)
Politische Gründe: Was die CDU als ideologisch bezeichnet, sind politische Gründe. Unsere Politik ist gegen den Klimawandel gerichtet. Eine zentrale Maßnahme ist dabei die verstärkte Nutzung von regenerativen Energiequellen. Dazu wollen wir geeignete Standorte zur Verfügung stellen, wie z.B. an der Hohen Straße.
Ökonomische Auswirkungen für die Gemeinde: Die Gewerbesteuer ist gesetzlich geregelt. Für die Wegenutzung wurden marktübliche Beträge vereinbart. Es geht in unserer Politik eben genau nicht um das "Opfer" der Landschaft aus rein wirtschaftlichen Motiven, bei der Windkraft ist dies jedoch ein gerne gesehener Nebeneffekt.
Landschafts-Opfer: Das Interesse von über 1.000 Besuchern anlässlich der Einweihung der ersten Windkraftanlage lässt den Schluss zu, dass viele Menschen die Anlagen an diesen Standorten durchaus positiv sehen und das Landschaftsbild durch diese zumindest nicht als abgewertet ansehen. Neue Technik hat seit jeher die Menschheit fasziniert.
"Auch die Mär, die Windkraftanlagen versorgten ganz Schöneck mit Strom, ist absurd. Die erzeugte Energie fließt in das Stromnetz ..."
(CDU in der FNP vom 16.04.2010)
Stromeinspeisung: Das stimmt! Diese Mär ist in der Tat absurd. Deshalb haben wir sie ja auch nie erzählt. Richtig ist vielmehr, dass mit den Anlagen ungefähr die selbe Menge Strom erzeugt wird, die alle Schönecker Bürger und Gewerbetreibenden verbrauchen.
"Dort, wo laute, rotierende und blinkende Industrieanlagen walten, die im Winter wie Geschosse fungierende Eisbrocken auf Fußgänger und Fahrradfahrer abschießen könnten, kann weder Ruhe noch Entspannung stattfinden"
(IG Schöneck im Blickpunkt Schöneck vom 18.07.2007)
Disco-Effekt (das Sonnenlicht reflektierende und damit blinkende Rotorblätter): hierbei handelte es sich um ein Problem aus der Anfangszeit von Windkraftanlagen, das mit der ausschließlichen Verwendung nicht reflektierender Lackierungen längst behoben ist.
Eisbildung: a) kann an sich in Bewegung befindlichen Rotorblättern kaum auftreten, b) Sensoren veranlassen in den seltenen Fällen eine sofortige Abschaltung, c) bestünde eine reale Gefahr, würden keine Anlagen genehmigt, die Prämien zur Haftpflichtversicherung würden solche Anlagen unwirtschaftlich machen
Ruhe: natürlich geben auch moderne Windkraftanlagen bei starkem Wind wahrnehmbare Geräusche von sich. Bei starkem Wind aber dürften die meisten Ruhe-Suchenden diese eher zuhause suchen. Bei leichtem Wind hingegen werden die Geräusche kaum wahrnehmbar sein.
"Es gibt in Deutschland genügend Flächen, die kaum besiedelt sind und zudem wesentlich bessere Windverhältnisse bieten, um ökonomisch Windparks zu betreiben."
(FDP im Blickpunkt Schöneck vom 18.07.2007)
Von der CDU werde "sehr fein differenziert, wo es ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, in Windkraft zu investieren ..."
(CDU im Blickpunkt Schöneck vom 18.07.2007)
"... dass Schöneck kein idealer Raum für Windenergienutzung sei. Dies liege an der mäßigen Windhäufigkeit ..."
(CDU im Bad Vilbeler Anzeiger vom 09.08.2007)
Wirtschaftlichkeit: es handelt sich nicht um eine Investition der Gemeinde. Die Beurteilung sollte daher den Spezialisten beim privaten Investor überlassen werden. Diese sind zu einem positiven Urteil gekommen.
Ökologische Sinnhaftigkeit: jede Kilowattstunde Strom, die aus Windkraft gewonnen wird, ersetzt eine Kilowattstunde Kohle- oder Atomstrom. Zur Prüfung der Umweltverträglichkeit an einem speziellen Standort sind z.B. Vogelflug-Gutachten vorgeschrieben. Dieses wurde für den Standort Galgenberg bereits mit positivem Ergebnis abgeschlossen.
"Monster-Windräder oder Naturpark"
(FDP im Blickpunkt Schöneck vom 18.07.2007)
"Für die CDU sei die verantwortungsbewusste Güterabwägung zwischen der Windkraft vor Ort einerseits und der Unberührtheit der Natur im Bereich der 'Hohen Straße' und der Belastung der Mitbürger andererseits unabdingbar"
(CDU im Blickpunkt Schöneck vom 18.07.2007)
Naturpark / Schutz der unberührten Natur: bei aller Freude über das plötzliche Engagement von CDU und FDP für den Naturschutz muss festgestellt werden, dass die Felder entlang der Hohen Straße heute intensiv landwirtschaftlich genutzt werden und dass es kaum einen Punkt gibt, der nicht in deutlicher Sichtweite von Hochspannungsleitungen befindlich oder gar von diesen durchzogen ist. Wer es ernst meint mit seinem Bekenntnis für eine zukunftsfähige und sichere Stromversorgung, muss Windräder genauso akzeptieren wie die Stromleitungen. Über den ästethischen Wert der beiden zu diskutieren ist müßig.
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Bild: Stromleitungen über der Hohen Straße
"200 Meter hohe Gittermasten"
(CDU im Blickpunkt Schöneck vom 18.07.2007)
Masthöhe und -art: Die geplanten Anlagen haben eine Masthöhe von ca. 140 Metern. Obwohl Gittermasten deutlich günstiger herzustellen wären, weil der Stahl-Verbrauch geringe wäre, hat der Investor zugesagt, geschlossene Masten zu verwenden, um den ästhetischen Bedenken der Gegner Rechnung zu tragen.
"... sollen Vorrangflächen grundsätzlich ausgeschlossen werden, wenn durch derartige Anlagen besonders schutzwürdige Sichtbeziehungen von Fernwanderwegen und touristischen Radwanderwegen beeinträchtigt oder die Sicht auf kulturhistorische Bauwerke als Teil der Kulturlandschaft gestört würde."
(CDU im Bad Vilbeler Anzeiger vom 09.08.2007)
Ausschlusskriterien: das Kriterium "Sichtbeziehungen" wie von der CDU (und auch FDP) formuliert kann beliebig gegen jeden Windpark angesetzt werden. Windparks können nicht in windarmen Tälern versteckt werden, sondern müssen selbstverständlich an exponierten Standorten errichtet werden - und diese sind naturgemäß weithin sichtbar. Wer es ernst meint mit der Unterstützung von Windkraft kann also kaum ablehnen, wenn ein Windpark an einer exponierten Stelle errichtet wird - wie eben an der Hohen Straße.
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Bilder: "Sichtbeziehungen" vom Sichtfenster an der Hohen Straße bei Niederdorfelden. Links ein Blick auf die Stromerzeugung der Vergangenheit im Kraftwerk Staudinger bei Groß-Krotzenburg, rechts auf die Stromerzeugung der Gegenwart und Zukunft, die Windräder in Karben.
"Die CDU setze sich in Schöneck schon seit langem für einen ausgewogenen Energiemix ein. Dazu gehöre die Solartechnik ebenso wie die Windkraftanlagen."
(CDU im Bad Vilbeler Anzeiger vom 09.08.2007)
Einsatz für ausgewogenen Energiemix: Der Anteil der erzeugten Windenergie am Verbrauch beträgt in Schöneck 0 Prozent, in Hessen 1,8 Prozent im Vergleich zu 7 Prozent im Bundesdurchschnitt. Die CDU in Schöneck und Hessen setzt sich gegen und nicht für Windkraft ein. Weder für Windkraft noch für Solartechnik gibt es Initiativen der CDU: die Kampagnen belegen das Gegenteil.
SPD und Grüne hätten jeglichen Bezug zur Stimmung in der Bevölkerung verloren und wären "selbsternannte Heilsbringer in Energiefragen"
(CDU/FDP in diversen Pressemitteilungen und Sitzungen der Gemeindevertretung)
Allgemeiner Widerstand gegen Energieerzeugungsanlagen: CDU/FDP führen 500 Demonstranten und 1.600 Unterschriften gegen die geplanten Anlagen an. Diese Zahlen bezweifeln wir nicht. Gegen die Erweiterung des Kohlekraftwerks Staudinger in Großkrotzenburg haben jedoch 2.500 Bürger demonstriert und 30.000 unterschrieben. Die Errichtung von Energieerzeugungsanlagen bringt immer einen Eingriff in das Landschaftsbild mit sich, dagegen regt sich häufig Widerstand. Für die Politik reicht es jedoch nicht "nein" zu sagen, die Politik muss Alternativen bieten. Die CDU/FDP- Strategien sehen hier anders aus als die der Grünen.